Julia hat eine Rede für die Stadtverordnetensitzung am 9. März vorbereitet. Leider musste sie vorzeitig gehen, daher veröffentlichen wir die Rede jetzt hier.
Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, Kolleginnen und Kollegen,
mit Freude haben wir festgestellt, dass sich in Offenbach an der Bieber ein Biber angesiedelt hat. Dies ist passend zum seit 2005 beschlossenen Vorhaben, die südliche Bieber zu renaturieren, noch passender ist, dass das Vorhaben noch in der Planungsphase steckt und wir somit den Biber in die Renaturierung mit einbeziehen könnten.
Der Biber ist bei manchen Menschen immer noch sehr umstritten, da er ein allein handelndes Tier ist, welches die Landschaft umgestaltet. Da wird dann ein Baum gefällt, welcher vom Forst gar nicht zum Fällen vorgesehen war.
Das ist dann weniger erfreulich, doch schlussendlich haben wir es einfach verlernt, mit dem Biber im Einklang zu leben. Und deswegen sollten wir, da, wo er zumindest in Ruhe und ohne jemanden zu gefährden, leben kann, ihn und seinen Damm schützen.
Denn Biber sind keine Schädlinge, im Gegenteil, sie bringen uns und anderen Lebewesen und dem Ökosystem als Ganzes viele Vorteile. Das Land Hessen hat 2021 eine Präsentation1 veröffentlicht, dort werden einige Vorteile genannt, zum Beispiel:
- ein signifikanter Wasserrückhalt besonders in Trockenjahren,
- das Totholzangebot im Wasser wird erhöht, was den Fischen zu Gute kommt,
- der Biber schafft durch Umgestaltung neue Lebensräume, in welchen die Artenvielfalt erhöht wird ,
- und nicht nur Insekten, sondern auch Wirbeltiere und Vögel profitieren davon.
Besonders interessant finde ich, dass dort, wo der Biber seinen Damm baut, die Wasserqualität erhöht wird, denn der Damm funktioniert wie ein Filter. Das heißt: Schadstoffe wie Nitrate, Phosphate und Schwebstoffe werden vor dem Damm herausgefiltert und lagern sich anschließend als Sediment am Boden ab, wo sie dann von Pflanzen, wie Schilf zum Wachstum verwendet werden.
So werden die Schadstoffe im Wasser hinter dem Biberdamm deutlich reduziert. Im Durchschnitt sind in dem Wasser 2/3 weniger Schwebstoffe, 30% weniger Stickstoff und bis zu 80% weniger Phosphate enthalten.
Generell kann man sagen, das Leben kommt mit dem Biber wieder zurück, sie helfen dem Ökosystem. So wie auch die geplanten Renaturierungsmaßnahmen der Bieber.
Deswegen stellen wir diesen Prüf- und Berichtantrag mit der Frage, ob und in wie fern der Biber und sein Damm in die geplanten Maßnahmen mit einbezogen werden.
Das würde natürlich den Schutz des Bibers und seines Damms bedeuten. Wie man bis jetzt beobachten kann, muss der Biber momentan noch mit Störungen klar kommen. Denn sein Damm wird regelmäßig mit schweren Geräten abgeräumt, so auch am 7.2.2023.
Da der Biber inzwischen streng geschützt ist und damit auch die Beschädigung oder Zerstörung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten geregelt ist, braucht es eine Ausnahmeregelung des Hessenforstes zur Entfernung. Die betrifft Biberdämme, welche zur Gefahr werden könnten. Wir würden gerne wissen, ob diese am 7.2.2023 vorlag und wer die Beseitigung veranlasst hat. Denn diese Beseitigung steht im Widerspruch zu den Zielen einer Renaturierung, die einer naturnahen Landschaftsgestaltung und Förderung der Biodiversität auf unserem Stadtgebiet dienen soll. Eine Renaturierung, die uns allen zu Gute kommt, denn Naherholungsgebiete werden, grade in den heißen Sommermonaten, ein Ausflugsziel für jung und alt, für Familien, Menschen mit Hunden und allen die dem Alltagsstress entfliehen wollen.
Ich denke dieser Antrag ist ein schönes Statement unseren neuen Mitbewohner der Stadt willkommen zu heißen.
Vielen Dank.
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1.https://flussgebiete.hessen.de/fileadmin/dokumente/4_oeffentlichkeitsbeteiligung/beirat/ab2021-03/21-03-03_TOP4_Kuprian_BiberFischotterManagementWRRL.pdf Präsentation zum Thema Flussgebiete