
Vor vier Jahren war ich mal in Seoul (Südkorea) und habe gestaunt: In der Stadt ist überall freies, schnelles WLAN verfügbar, im Freien, auf den Straßen, in öffentlichen Verkehrsmitteln und auch in Parks. Ein Traum! Natürlich ist Offenbach nicht Seoul, aber wenn wir attraktiv für Besucher und Investoren werden wollen, müssen wir moderner werden. Alle sind sich einig, dass die Stadt dringend öffentliches freies WLAN anbieten muss, zumindest in der Innenstadt.
Tatsächlich gibt es einige, zum Teil mehrere Jahre alte Beschlüsse, dass flächendeckendes WLAN in der Innenstadt geprüft und eingeführt werden soll. Auch zum „Zukunftskonzept Innenstadt“ gehört ein Projekt, das genau dies verwirklichen soll, das „Basisprojekt Offenbach Open“ (S. 130). Leider fehlen hierzu Berichte.
Freifunk: WLAN mit Bürgerbeteiligung
Die Bereitstellung von WLAN könnte durch ein Freifunknetz beschleunigt werden.
Was ist Freifunk? Wikipedia fasst zusammen: „Freifunk ist eine nicht kommerzielle Initiative, die sich dem Aufbau und Betrieb eines freien Funknetzes widmet, das aus selbstverwalteten lokalen Computernetzwerken besteht.“ Freifunk ist eine Bürgeraktivität, bei der jeder mitmachen kann und die nicht viel kostet. Vereinfacht: Man stellt einen Router auf, der für unter 100 Euro zu haben ist, bespielt den mit der richtigen Software und lässt ihn daher Teil des Freifunknetzes werden. Dabei lässt man sich von Fachleuten aus dem nächsten Freifunkverein helfen. Alle diese Router verbinden sich und schaffen gemeinsam ein WLAN, das jeder benutzen kann.
Aber natürlich gibt es viele Fragen, u. a.: Wie funktioniert das? Kann da jemand in mein Internet eindringen? Ich habe technisch keine Ahnung, brauche ich teure Beratung? Müsste ich haften, wenn jemand Fremdes über meinen Router illegale Dinge tut? Und vieles mehr.
Antworten und ausführliche Erklärungen finden sich auf dieser Seite: https://freifunk.net/. Kurz zusammengefasst: Nein, man muss nicht haften. Bei der Technik kann man Hilfe bekommen. Die Investition bleibt unter 100 Euro, was für manche Leute aber auch schon viel ist, weshalb wir fordern, dass es dafür Zuschüsse geben sollte, damit möglichst viele Leute motiviert werden, mitzumachen. Je mehr Router es werden, desto stabiler wird das Netz.
Unser Antrag: „Offenbach Open“ durch Freifunk ergänzen
Wir haben also einen Antrag gestellt, dass das Projekt „Offenbach Open“ durch das Ziel eines Freifunknetzes in der Innenstadt ergänzt wird und dass eine Fachtagung zum Thema durchgeführt wird, zu der Expert:innen aus Freifunkvereinen anderer hessischer Kommunen, mögliche Sponsoren, Gewerbetreibende aus der Innenstadt, die Stadtverordneten, Vertreter aus der Verwaltung der Stadt Marburg und die interessierte Zivilgesellschaft eingeladen werden. In Marburg gibt es bereits ein gut funktionierendes Freifunknetzt, was von der Stadt gefördert wird.
Im März 2021 hat die „Stabsstelle Digitalisierung“ ihre Arbeit aufgenommen, inzwischen wurde sie – wegen einer Gesprächsanfrage unserer Fraktion – im Dezember 2021 dann auch kurz im Haupt-, Finanz-, Digitalisierungs- und Beteiligungsausschuss (HFDB) vorgestellt. Leider war das Gespräch zu kurz, um etwas zum Stand eines WLAN-Konzeptes in der Innenstadt in Erfahrung zu bringen. Wir können nur vermuten, dass sich die Stabsstelle wahrscheinlich auch schon mit Freifunk befasst.
Freifunk in der Innenstadt hätte Vorteile:
- Die Kosten für einen geeigneten Router sind gering.
- Das Netz muss nicht zentral administriert werden und das Netz kann spontan und dynamisch wachsen.
- Es ist keine Registrierung notwendig und man verstößt nicht gegen geltendes Recht, wenn man mitmacht.
- Man kann ohne aufwendige Prüfung sofort beginnen.
- Gewerbetreibende, z. B. Restaurantbetreiber können leicht motiviert werden, weil sie nicht wie jetzt von Gästen nach Passwörtern gefragt werden und nicht in Haftung genommen werden können.
Wir wollen mehr Bürgerbeteiligung als bisher. Freifunk wäre eine gute Motivation.