Offenbach, den 20.06.2025

Herrn
Stadtverordnetenvorsteher
Stephan Färber
im Hause

Anfrage der Ofa-Fraktion nach § 50 HGO

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher,

gemäß § 50 HGO richten die Stadtverordneten der Ofa-Fraktion die nachstehende Anfrage an den Magistrat mit der Bitte um Beantwortung innerhalb der geschäftsordnungsgemäßen Frist.

Vorbemerkung:

Die Stadt hat am 21. Mai in der Innenstadt acht Pflanzkübel mit verschiedenen Bäumen aufgestellt, die mit einem Wasserversorgungssystem ausgestattet sind.1 Hierfür hat der Magistrat Mittel in Höhe von 98.000 Euro bereitgestellt, die über das Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ des Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum refinanziert werden. Die Bäume sollen als „Schattenspender“ dienen. Allerdings ist der schattige Bereich, den diese Blumenkübel erzeugen, zu klein, so dass sich an der Aufenthaltsqualität auf diesen Plätzen nichts ändert. Inzwischen, nach vier Wochen sind die Blätter einiger Bäume schon stark verwelkt, es ist offensichtlich, dass diese Bäume eingehen. Bekanntlich ist das Umpflanzen von Bäumen umso schwieriger, je älter und je größer sie sind, weil dafür in der Regel große Teile der Wurzel gekappt werden müssen und der Baum dann Probleme hat, sich noch ausreichend mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen.2 Nicht alle Bäume vertragen ein Umpflanzen, wenn sie schon so groß sind. Der Baum muss sich außerdem an die neue Erde und die neue Umgebung gewöhnen.

Bei den Bäumen auf dem Marktplatz handelt es sich laut „Flora Incognita“ um den Blutroten Hartriegel, den Silber-Ahorn, die Chinesische Kräuselmyrte, den Dreispitzahorn, die Amerikanische Gleditschie, den Gewöhnlichen Judasbaum und den Amerikanischen Amberbaum.

Die Amerikanische Gleditschie wird vom Bundesamt für Naturschutz als „potenziell invasive Art“ eingestuft.3 Es liegt die begründete Annahme vor, dass sie heimische Arten verdrängt und die Biodiversität gefährdet. 

Die Maßnahme ist offensichtlich Teil des städtischen Zukunftskonzepts „Das Grüne Band“, für das Fördermittel in Höhe von 125.000 Euro beantragt worden sind.4

Auf einer Seite der Stadt5 heißt es hierzu:

Pause machen im Grünen und doch mitten in der Stadt? Nach einer Shoppingtour im Schatten eines Baumes Bienen zählen? Offenbachs Stadtmitte braucht mehr Grün, damit es Menschen und Tieren gut geht. Dafür wollen wir bis 2030 ein grünes Band aus Freiflächen, begrünten Fassaden und natürlichen Dächern schaffen, das den Hugenottenplatz, den Stadthof und den Platz der Deutschen Einheit verbindet. Der erste Schritt ist getan: Rund um den Stadthof am Rathaus ist es dank der Kübel mit blühenden Stauden und Bäumen schon grüner. Als Nächstes ist eine Konzeptstudie geplant, in der geprüft werden soll, wie die drei Plätze nachhaltig bepflanzt werden können, um sie gestalterisch und in klimatischer Hinsicht aufzuwerten.“

Rund um den Stadthof hatte es 2024 kleine Kübel mit einigen Pflanzen gegeben, die aber wieder verschwunden sind. In einer anderen Aktion wurden gemietete Palmen aufgestellt, vor allem in der Frankfurter Straße. Auch diese sind wieder verschwunden.

  1. https://www.offenbach.de/unternehmen/zukunft_innenstadt/meldungen/blumenkuebel-marktplatz30.05.2025.php
  2. Joseph Weimer: Gestaltung von Landschaftsobstbäumen, Schaafheim, März 2023, Kapitel 6, S. 133ff
  3. Bundesamt für Naturschutz: Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen und Gesamtartenliste der in Deutschland wild lebenden gebietsfremden Gefäßpflanzen, Bnf-Schriften 731, 2025, S. 309-312
  4. Beschluss 2021-26/DS-I(A)0284
  5. https://www.offenbach.de/unternehmen/zukunft_innenstadt/aktuelle-zukunftsprojekte.php, leider ohne Datum, vermutlich veröffentlicht 2023

Hierzu haben wir folgende Fragen:

  1. Ist die Refinanzierung durch das Land Hessen gesichert?
  2. Ist die Pflanzkübelaktion Teil des „Grünen Bandes“?
  3. Wenn ja, wie viele Mittel sind dann noch übrig für die Ziele des Grünen Bands, nämlich Freiflächen, begrünte Fassaden und natürliche Dächer?
  4. Wenn nicht, handelt es sich um Deko im Rahmen einer Marketing-Maßnahme?
  5. Ist die Aktion eine dauerhafte oder eine temporäre Maßnahme?
  6. Wenn sie temporär ist, ist geplant, die Bäume anschließend dauerhaft auf Offenbacher Stadtgebiet einzupflanzen oder landen sie dann auf dem Kompost?
  7. Wer hat die Bäume ausgewählt?
  8. Wie alt sind die Bäume?
  9. Aus welcher Gärtnerei stammen sie?
  10. Speist sich das Wasserversorgungssystem aus Trinkwasser oder aus Regenwasser?
  11. Wenn es sich um Trinkwasser handelt, wie ist dies mit der Notwendigkeit, in Zukunft Trinkwasser zu sparen, zu vereinbaren?
  12. Wer hat entschieden, so viele Mittel nur für diese Pflanzkübel auszugeben?
  13. Was ist aus den Kübeln mit „blühenden Stauden und Bäumen“ auf dem Stadthof geworden?
  14. Ist die Konzeptstudie fertig und wo kann man sie einsehen?
  15. Falls sie nicht fertig ist, wie weit ist sie gediehen?

gez.
Dr. Annette Schaper Herget
Fraktionsvorsitzende

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