Lea Hanke

Tauben sind aus unseren Städten nicht mehr wegzudenken. Gerade in Offenbach prägen sie das Stadtbild – und sorgen immer wieder für Diskussionen. Viele verbinden mit ihnen Schmutz, Krankheit und Kosten. Doch wer genauer hinschaut, erkennt: Ein gut organisiertes Stadttaubenmanagement ist nicht nur für den Tierschutz praktisch, sondern auch ein Gewinn für die Stadt und ihre Bewohner.
Engagierte Taubenschützer*innen aus Offenbach, wie zum Beispiel Saskia, setzen sich genau dafür ein. Ihr Anliegen: Aufklären, Vorurteile abbauen und gemeinsam eine nachhaltige Lösung für Mensch und Tier schaffen.
Häufige Kontra-Argumente – und warum sie nicht überzeugen
1. Hoher finanzieller Aufwand
Ein betreuter Taubenschlag kostet zwar initial Geld, spart aber langfristig Reinigungskosten, Gebäudeschäden und Personalaufwand. In Norderstedt zahlt die Stadt jährlich rund 12.000 € für die Betreuung eines Schlags durch den Hamburger Stadttauben e.V. Durch Eiertausch wurden dort in zwei Jahren 400 Taubenküken verhindert. Die Tauben kommen außerdem nur zu den Fütterungszeiten – eine gezielte Steuerung des Verhaltens.
2. Unklare Wirksamkeit auf die Gesamtpopulation
Zahlreiche Städte dokumentierten konkrete Rückgänge der Population, wenn Schläge gut betreut werden. In Basel konnte die Population in den ersten vier Jahren von 20.000 auf 10.000 reduziert werden – durch Schläge, Eientnahme und Aufklärung.
3. Fehlende belastbare Erfolgsdaten
Zahlen zu Kükenvermeidung, Kotmengen und Rückgängen der Population sind verfügbar. In Coburg konnten durch das unschädlich Machen von über 1.000 Eiern 10 Tonnen Taubenkot in der Innenstadt vermieden werden. Die Kombination aus Gelegeaustausch, Fütterungsverbot und baulichen Abwehrmaßnahmen wirkt dort erfolgreich.


4. Standortabhängigkeit der Maßnahme
Es gibt funktionierende mobile oder städtisch integrierte Lösungen, etwa auf Bahnhöfen, Parkdecks oder leerstehenden Gebäuden. Hamburg-Barmbek betreibt ein „Taubenloft“ auf einem Bahnhofsareal, Recklinghausen setzt auf einen mobilen Taubenwagen auf einem Parkdeck. Dort wurde festgestellt, dass sich die Zahl der Tauben auf angrenzenden Plätzen sichtbar verringert hat, ohne Beschwerden der Bürgerinnen und Bürger.
5. Störfaktor durch illegale Fütterung
Ein betreuter Schlag reduziert illegale Fütterung, da Tierfreund*innen gezielt helfen können. In Basel, wo seit 2020 ein Fütterungsverbot gilt, kam es nur zu wenigen Bußgeldern. Das zeigt: Verbote allein reichen nicht. Attraktive Alternativen wie betreute Schläge sind notwendig, um das Problem nachhaltig zu lösen.
6. Hohes Maß an Betreuung notwendig
Der Aufwand ist planbar und wird vielerorts ehrenamtlich oder mit Tierschutzvereinen gemeistert. In Norderstedt erfolgt die tägliche Betreuung durch den Hamburger Stadttauben e.V. Auch der Tierschutzbeirat Niedersachsen empfiehlt feste Betreuer und regelmäßigen Ei-Austausch. Dies wäre möglich durch freiwillige Helfer, aber auch Minijob-Möglichkeiten, durch welche für die Stadt keine große Kosten anfallen.
Warum Stadttaubenmanagement so wichtig ist
Viele Probleme rund um Tauben sind menschengemacht. Die heutigen Stadttauben sind direkte Nachkommen ehemals gezüchteter und ausgesetzter Haustiere. Ihr aktuelles Leid – Hunger, Krankheiten, Verletzungen – ist unsere Verantwortung.
Was viele Menschen meist unbewusst oder auch mit guten Intentionen tun, ist das Verfüttern von Brot. Das schadet jedoch enorm: Der enthaltene Weizen verklebt den Kropf der Tiere. Sie leiden unter Mangelernährung, was das Immunsystem schwächt. Durch richtige Fütterung in Taubenhäusern – mit Körnern, Mais und Erbsen – würden die Tiere gesünder leben. Ihr Kot wäre dann übrigens auch nicht mehr flüssig, sondern fest – ein Zeichen für gute Ernährung, und viel leichter zu entfernen. Dieser flüssige Kot, auch „Hungerkot“ kommt von den mangelnden Nährstoffen durch beispielweise die Fütterung von Brot.
Tauben sind außerdem äußerst intelligente Tiere. Sie erkennen Gesichter, können komplexe Aufgaben lösen und sind, wie Saskia schildert, außerordentlich soziale Wesen. Gesunde Tiere verschmutzen außerdem auch die Fassaden weniger – ein weiterer Pluspunkt eines erfolgreichen Managements.

Fazit: Stadttaubenmanagement ist eine Investition in Zukunft und Mitgefühl
Offenbach hat die Chance, mit gutem Beispiel voranzugehen. Ein durchdachtes Stadttaubenmanagement verbessert den Tierschutz, die Sauberkeit und das Zusammenleben. Es ist Zeit, alte Vorurteile abzubauen und neue, verantwortungsvolle Wege zu gehen. Oder wie „Taubentante“ Saskia sagt: „Wenn wir das Chaos verursacht haben, tragen wir auch die Verantwortung, es wieder gutzumachen.“
Auch die Stadtverordnetenversammlung hat sich schon mit dem Thema Taubenmanagement beschäftigt. Sie hat 2023 beschlossen, zu prüfen, ob es sinnvoll ist ein Stadttaubenmanagement für Offenbach zu entwickeln, siehe hierzu unseren Bericht2 über die Sitzung. 2024 hat der Magistrat dann einen ausführlichen Prüfbericht3 veröffentlicht. Wir schließen aus dem Bericht, dass ein solches Taubenmanagment sehr sinnvoll wäre. Wenn man die Kosten mit anderen Ausgaben der Stadt vergleicht, sind sie sogar relativ moderat. Ofa wird sich jedenfalls dafür einsetzen, dass es realisiert wird.
Instagram Links zu den Taubenschützer*innen in Offenbach und Frankfurt
Saskia, mit der das Interview geführt wurde: @die.taubentante.aus.offenbach
Stadttaubenprojekt Frankfurt e.V.: @stadttaubenprojekt_frankfurt
Maintauben Tierschutzprojekt e.V.: @maintauben
Außerdem gibt es noch viele weitere Instagram-Seiten von Stadttaubenprojekten in den verschiedensten Städten in Deutschland (z.B. Bonn, Berlin, München, usw.)
Quellen zum Nachlesen:
- NDR: „Taubenschlag Norderstedt zeigt Wirkung“, 2024: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Taubenschlag-in-Norderstedt-zeigt-Wirkung,tauben234.html
- Stadt Offenbach: PIO-Bericht 2024: https://pio.offenbach.de/index.php?aktiv=doc&docid=2024-00020810&year=2024&av_dokument_id=20810&view
- Ofa-Bericht zur Abstimmung über https://www.ofa-ev.de/23-sitzung/#tauben
- TV Oberfranken: „10 Tonnen weniger Taubenkot“, Coburg: https://www.tvo.de/coburg-10-tonnen-weniger-taubenkot-132260/
- Hamburger Abendblatt: „Loft für Stadttauben in Barmbek“
- Stadt Recklinghausen: „Mobiler Taubenwagen am Parkdeck“: https://www.ulm.de/aktuelle-meldungen/z%C3%B6a/april-2025/taubenwagen-2025_04
- Blick.ch: „Nur acht Bussen in Basel“: https://www.nau.ch/news/bier-news/deutsche-bahn-setzt-berliner-tauben-auf-anti-baby-pille-66941828
- Stadt Bernau: Hinweise zum Fütterungsverbot & Projekt